Tag 1 ,,Sieben Quellen"

Ich wache um 05.18 Uhr auf. Ich kann nicht mehr schlafen. Meine Frau fragt mich am Morgen, ob ich aufgeregt bin und ich weiche aus. Aber ich bin es. Ob wir gut hinkommen, ob es den Kindern gefällt, alles geht mir durch den Kopf. Ob wir es hinbekommen, ohne Spülmaschine, ohne Kühlschrank, ohne regelmäßigen Strom - lediglich ein Aggregatzustand, welches wir jede Stunde mit frischem Gemisch füttern müssen, steht uns zur Verfügung. Ob die Kinder sich vertragen? Ob wir alle glücklich werden? Ich komme aus der Momo und der Ärger geht los. Flotter Feger hat kein Rad. Wir fahren alle mit dem Rad, ich werde unangenehm, zum Glück hat die Schule Leihräder, es funktioniert, wir ergattern tatsächlich das letzte zur Verfügung stehende Rad. Mein flotter Feger hat allerdings keinen Helm, er mutmaßt, dass sein Helm zu klein sei und sowieso kaputt. Ich vermeide eine Steigerung des Blutdrucks, schlucke meine Aggression herunter, wir fahren los. Wir machen einige Pausen und brauchen eine gewisse Zeit für die 12 Kilometer, aber wir kommen alle heil an, obwohl Ulrich und die Brille kurz vor dem Ziel fast miteinander kollidieren. Aber es geht alles gut. Wir kommen um 10.45 Uhr an der Hütte an, eine Idylle, wie ich es zu Schneider sage, die versteht das Wort leider nicht, was soll’s? Die Kinder kennen Worte, die ich nicht kenne und ich kenne Worte, bei denen in ihren Augen nur Fragezeichen zu sehen sind. 

Und der Nachmittag wird ein Traum. Irgendwann liege ich auf Paletten und ertappe mich bei lautem Schnaufen. Mehrmals. Die Kinder sind der Hammer, hier gibt es keinen Stress. Überhaupt nicht, kann sich noch ändern. Aber bis jetzt sind alle einfach wunderbar, Fussel, die Brille und Rapunzel fahren irgendwann Bobbycar und Tretroller, andere folgen, der Gamer ist auch dabei, nachdem er seine fünfte Schokoreiswaffel verdrückt hat. Eine Stunde später hat er auch noch eine Chipstüte gekillt. Tinti sitzt mit Schneider, The Boss und Bienchen auf den Paletten, lesend und schlafend. Oben in den Zimmern toben Rapunzel, Fussel und die Brille und Ulrich. Der wirkt so ruhig, ist aber auch ein lieber Haudegen. Es ist einfach schön hier. Ich bin irgendwann wach, die Zeit bis zum Abendessen ist noch lang und ich entschließe mich einen gesunden Snack zu kaufen. Schneider fährt mit, unterwegs rufe ich den Obsthof Wicke in Hochstadt an, den besten Obsthof der Welt. Wir kommen an, Tobias der Chef erwartet uns und schenkt uns einfach eine ganze Kiste Äpfel und eine Kiste Zwetschgen. Irre, nicht wahr? Schneider geht noch schnell auf die Toilette und weiter geht es. In Edesheim ruft Manuela Gensheimer aus Offenbach an. Noch so ein toller Hof, der weltbeste Gemüsebauer, die nehmen unsere Sachen mit nach Landau auf den Markt am Dienstag, Weltklasse. Wir kommen zurück, was schmecken Butter-und Frischkäsebrotscheiben so gut. 17:30 Uhr, die Brille ist müde und freut sich aufs Schlafengehen. Fussel, die Brille, the Gamer und Tinti wollen mit uns kochen. Super. The Boss hat keine Lust, die kümmert sich aber sowieso um alles Mögliche. Gut, dass sie mal eine Pause hat. Ulrich freut sich aufs Essen und der flotte Feger geht zusammen mit Fussel an die Quelle und holt Wasser. Tinti erklärt mir wie sie Bolognese kocht und macht sich damit zur Expertin. Am Freitag wird sie für unsere Gäste kochen, wunderbar. Gerade spielen einige Activity und Ulrich muss etwas erklären, die Brille errät es tatsächlich, woraufhin Ulrich ruft: “Ich liebe dich”. Ist doch alles gut. Wir kochen, ich würze. Das war heute echt ein Fehler. Die Kinder fauchen, war wohl zu viel Pfeffer, für mich nicht, aber Ulrich hat Tränen in den Augen, er tut mir echt leid. Es ist 20.15 Uhr, wir sitzen in der Hütte, die Kinder spielen, alle sind da, Ulrich, Schneider, the Boss, the Gamer, Fussel, die Brille, Rapunzel und Tinti, Bienchen. Der flotte Feger spielt nicht mit, schaut zu, jetzt hält er es nicht mehr aus, er ruft: “Kann ich auch mitmachen?” Jetzt sind alle zusammen. Sie kommen aus unterschiedlichen Klassen aus unterschiedlichen Jahrgängen, heute Abend sind sie eins, eine Gruppe, jetzt schon. Ich freue mich auf die kommenden Tage. Mit dieser Gruppe.