Mittwoch, den 28.08.2024
Schon früh planten wir unseren Tag beim Frühstück. In Marienborn zeichnen wir Bilder von unserem Eindrücken mit Wachsmalstiften. Insa erklärte uns, wie wir gute Zeitzeugengespräche führen können. Wir formulierten die ersten Fragen für unseren nachmittäglichen Gast Rose-Marie Hashash und auch für die Zeitzeugen in Berlin. Anschließend besuchten wir die Ausstellung und holten uns weitere Ideen für unser Theaterprojekt. Alle Jugendlichen bringen sich alle sehr gut in unser Projekt ein. Ob es ums Frühstück machen, kochen, abspülen, die inhaltliche Auseinandersetzung oder auch ums Theaterspielen geht, ich bin begeistert. In der Darstellung von Szenen über Situationen und Begebenheiten, die wir hier erfahren haben, liegt eine ungeheuer große Kraft. Ich habe in den letzten Tagen so oft Gänsehaut beim Spielen von Szenen gehabt. Wir werden auch von einem richtigen Profi betreut. Rimma ist eine bekannte Schauspielerin und Theaterpädagogin aus Russland. Atemübungen, Stimmbildung, Überkreuzbewegungen, Ausdruck …, alles macht sehr viel Spaß, das Thema geht nicht nur kognitiv in Resonanz. Am Nachmittag kam Rose-Marie Hashash zu uns. Sie brachten einen großen Zwetschgenkuchen mit. Ines Godazgar, eine Journalistin aus Halle, zeigte uns in der Praxis, wie man ein gutes Zeitzeugengespräch aufbaut. Rose-Marie wohnte mit ihren Eltern auf der West-Seite der Grenze, Flüchtlinge, denen die Flucht gelang, klopften an ihrem Elternhaus. Zwischendurch hatten wir auch Zeit, um uns über typische DDR-Gegenstände zu unterhalten. Ines hatte dazu ein paar Sachen mitgebracht.
Am Abend haben wir die Einwohner von Hötensleben eingeladen. Ines las aus ihrem recherchierten Buch „Grenzschicksale- als das grüne Band noch grau war“. Sie berichtete von Jugendlichen in der DDR und von ihren Fluchten. Es gab auch Berichte von Einwohnern von Hötensleben. In den nächsten Tagen werden wir diese in unserem Theater einplanen.
Besonders beeindruckt hat uns die Geschichte von Ines und ihrer Freundin Katrin. Als Jugendliche vereinbarten sie frustriert in den 80ern, dass sie sich am 01.06.1990 auf der Kölner Domplatte treffen. Kurz darauf gelang Katrin die Flucht aus der DDR und Ines hatte keinen Kontakt mehr zu ihr. Niemand konnte ahnen, dass 1989 die Mauer fallen würde. Am 01.06.1990 fuhr Ines, ohne etwas über den Verbleib ihrer Freundin Katrin zu wissen, nach Köln. Tatsächlich war Katrin, die mittlerweile in der ganzen Welt unterwegs war, da.
Spät am Abend spielen wir noch eine Runde Activity.
von Uli Roos
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